Einsteigerfragen / Begriffe:
Welches Teleskop soll ich kaufen?
Diese Frage kann natürlich nicht mit einem Satz beantwortet werden, und ich möchte hier auch nur ein paar wichtige Punkte ansprechen. Meistens lässt sich der Unerfahrene durch die Angaben der Maximalen Vergrößerung bei Kaufhaus-Teleskopen sowie der bunten Bilder von Galaxien ... auf der Verpackung in die Irre leiten. Die Enttäuschung ist dann auch in der ersten Nacht entsprechend groß. Die Preise für Teleskope liegen im Allgemeinen zwischen 50 EUR bis 2000 EUR. Nach oben gibt es keine Grenze.
Man sollte sich zuerst die Fragen stellen:
- was will ich sehen / beobachten ? (“nur” Mond und Planeten oder auch Galaxien und Nebel) - will ich nur visuell beobachten oder auch Astrofotografie betreiben? - wie ist der Beobachtungsort? (Großstadt, Dorf, ländliche Gegend) - Transportierbarkeit (falls man zur Beobachtung ein paar km fahren muss) - finanzielles Budget für das Hobby
Wer die Möglichkeit hat, sollte sich vielleicht auf einem Teleskoptreffen oder in einer Sternwarte informieren. Mit etwas mehr Wissen hat man dann schon mal bessere Karten beim Händler, denn auch hier gibt es “Verkäufer” und Leute, die etwas davon verstehen.
Mond und Planeten visuell:
Wer “nur” Mond und Planeten beobachten möchte, dem empfehle ich ein Linsenteleskop, da diese einen sehr hohen Kontrast in der Abbildungsleistung haben. Kaufhausteleskope werden meist mit azimutalen Montierungen angeboten was bei der Beobachtung nicht sehr komfortabel ist, da hier beide Achsen (Azimut + Höhe) bei der Beobachtung nachgestellt werden müssen. Wer sich ernsthafter dem Hobby widmen möchte, sollte eine parallaktische Montierung und eine nicht zu kleine Optik wählen. Nicht all zu lichtschwache DeepSky-Objekte kann man damit natürlich auch beobachten.
Galaxien und Nebel visuell:
Wer in die Tiefen des Weltraums vordringen möchte und sogenannte Deepsky-Objekte beobachten will, sollte nicht gerade in der Großstadt wohnen oder wenigstens einen Beobachtungsplatz außerhalb der Straßenbeleuchtung erreichen können. Die Teleskopöffnung sollte nicht zu klein sein. Die sogenannten Dobson-Teleskope sind zwar auch auf einer Art azimutaler Montierung, aber dafür bekommt man viel Öffnung zum kleinen Preis (im Vergleich zu anderen Systemen). Je mehr Öffnung um so lichtschwächere Objekte kann man sehen. Persönlich empfehle ich mindestens 8” (200 mm), auch wenn manch kleinere Teleskope schon den Komfort einer GoTo-Montierung haben und zum fast gleichen Preis angeboten werden. Um sich am Sternenhimmel zurecht zu finden, sind eine drehbare Sternkarte, Software und etwas Literatur recht nützlich. Wer nicht ganz auf den Komfort verzichten möchte, sollte über den Kauf eines Newtons auf einer parallaktischen Montierung mit Motoren oder gleich über eine Goto-Steuerung nachdenken. Je größer und schwerer das Teleskop um so stabiler muss natürlich auch die Montierung sein. Der Preis steigt damit sehr an.
Planeten fotografisch:
Mond und Planeten können zur Not noch mit einer Montierung ohne Motoren fotografiert werden. Sehr oft wird für Planeten-Bilder eine WebCam benutzt. Als Optik hat ein Linsenfernrohr wegen des Kontrastes hier wieder seine Vorteile. Bei Planeten reicht oft eine Einzelaufnahme nicht aus. Hier werden meist mehrere Bilder oder gar eine Videosequenz aufgezeichnet. Per Software werden dann die Bilder zentriert und addiert. Die Ergebnisse sind mit einer Einzelaufnahme dann kaum noch vergleichbar. Ohne Nachführung lässt man einfach den Planeten durchs Bild “laufen”. Bilder wo der Planet nicht vollständig sichtbar ist, werden gelöscht. Wer mit einer Nachführung arbeitet, hat es bei der Bildnachbearbeitung etwas einfacher, da der Planet einigermaßen in der Bildmitte bleibt.
DeepSky fotografisch:
DeepSky-Objekte sind meist sehr lichtschwach. Ohne länger belichtete Aufnahmen kann man solche Objekte kaum fotografieren. Die Optik sollte nicht zu klein sein, deshalb werden hier meist Spiegelteleskope verwendet. Man kann fast sagen, je größer um so besser, allerdings hat man mir berichtet, dass es bei großen Öffnungen (> 16”) viel mehr Probleme bei Luftunruhen (Seeing) gibt. Eine parallaktische Montierung ist schon fast zwingend notwendig. Da die Belichtunszeiten von 30 s bis zu mehreren Stunden gehen können, ist ein manuelles Nachführen per zusätzlichem Leitrohr kaum noch möglich......geht aber. Um eine parallaktische Montierung mit Motoren wird man kaum kommen. Allerdings ist es meist ohne weitere Hilfsmittel nicht möglich, Objekte länger als 1 min zu belichten, da gewisse Abweichungen in der Nachführung auftreten. Siehe dazu ---> Autoguiding Als Kameras kann man eine umgebaute WebCam zur Langzeitbelichtung, digitale Kameras (am besten eine Spiegelreflex, da man hier das Objektiv abnehmen kann) oder eine Astrokamera verwenden. Meist ist für die Nachführung per Leitstern eine extra Kamera (WebCam, ...) nötig. Astrokameras sind zwar teuer, bieten aber auch meist die Möglichkeit der Aufnahme und des gleichzeitigen Guidings, womit ein zusätzliches Leitrohr entfällt.
Teleskoparten:
Im Allgemeinen unterscheidet man zwischen Linsenteleskopen (Refraktor) und Spiegelteleskopen (Reflektor).
Refraktor:
Hat den Vorteil des unobstruierten Strahlenganges, welcher im Vergleich mit einem gleich großen Spiegelteleskop den besten Bildkontrast liefert. Refraktoren sind durch die geschlossene Bauweise auch unanfällig gegen thermische Einflüsse der Umgebung. Nachteilig wirken sich allerdings ein Farbrestfehler sowie der hohe Preis bei großen Öffnungen aus. Die Baulänge entspricht der Brennweite des Teleskopes (+ Taukappe ...).
Reflektor:
Der klassische Reflektor ist ein Newton. Er ist farbfehlerfrei und hat einen mittleren bis guten Kontrast. Der Kontrast ist abhängig von der Größe des Fangspiegels, welcher nicht zu groß sein sollte. Allerdings wird das Bildfeld dann eventuell nicht voll ausgeleuchtet. --> Kompromiss finden! Newtons sind recht preiswert. Als Nachteil wären der außeraxiale Bildfehler sowie die offene Bauweise zu nennen, wodurch er anfällig gegen thermische Effekte ist. Der außeraxiale Bildfehler kann mit einem Korrektor (zum Bsp. Paracorr) ausgeglichen werden. Die Baulänge entspricht fast der Brennweite des Teleskopes.
Schmidt-Cassegrain:
Auch ein Spiegelteleskop, aber in geschlossener Bauweise und somit nicht so anfällig gegen thermische Einflüsse. Er ist fast farbfehlerfrei. Als Vorteil muss man hier auch die kurze Bauweise nennen, die meist nicht mal die Hälfte der Brennweite beträgt. Nachteilig ist ebenfalls durch den obstruierten Strahlengang der mittlere Bildkontrast. Außeraxial tritt ebenfallls ein Bildfehler auf.
Sonderformen:
Es gibt natürlich noch weitere Bauarten, die aber für den Anfänger weniger in Frage kommen dürften. Unter anderem: Schaer-Refraktor, Newton-Refraktor, Schiefspiegler, Schmidt-Spiegel ...
Vergrößerung:
Die Vergrößerung wird durch die Wahl des Okulares gewählt und errechnet sich durch:
Vergrößerung = Brennweite (Teleskop) / Brennweite (Okular)
Bsp.: Die Brennweite des Teleskopes beträgt 1000 mm, das Okular hat 32 mm, somit ist die Vergrößerung ca. 31-fach (31x) . Mit einem 4-mm-Okular kommt man auf 250-fach. Zusätzlich kann die Brennweite des Teleskopes durch eine Barlow-Linse verlängert werden. Üblich sind 2-fach- oder 3-fach-Barlows. Bei einer 2-fach-Barlow und der Teleskopbrennweite von 1000 mm sowie mit dem 4-mm-Okular kommt man somit bereits auf 500-fach. Aber Vorsicht: Je mehr man vergrößert, um so weniger Licht steht zur Verfügung. Die Erhöhung um das Doppelte bedeutet aber nicht nur halb so wenig Licht, sondern nur noch 1/4. Das ganze verhält sich quadratisch zueinander! Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die sinnvolle maximale Vergrößerung des Teleskopes. Diese richtet sich NICHT nach den Werten auf der Verpackung, sondern nach der Öffnung des Teleskopes. Also des Durchmessers der Teleskoplinse oder des Hauptspiegels. Als Faustregel gilt etwa: max. sinnvolle Vergrößerung = Teleskopöffnung x 2 Was aber schon sehr gute Beobachtungsbedinungen und eine sehr gut justierte Optik voraussetzt. Bei einem 60-mm-Linsenfernrohr sind das also 120-fach, und bei einem 8”-(Zoll) oder 200-mm-(Spiegel-) Teleskop 400-fach. Vergrößerungen über diesen Wert machen das Objekt nur flau und zeigen nicht mehr Details!!!
Auflösung / Auflösungsvermögen:
Das Auflösungsvermögen wird durch den Durchmesser der Optik (Eintrittspupille) bestimmt. Je größer die Optik um so größer das Auflösungsvermögen --> umso mehr Details kann man erkennen. Hier mal ein Vergleich: Zwei etwa gleich helle Sterne (Doppelsterne) in einem Abstand von 1” (Bogensekunde) können mit einem 50-mm-Teleskop noch nicht optisch aufgelöst werden. Sie sind also nur als ein Stern sichtbar. Mit einem Teleskop von 150 mm Durchmesser sind diese in Form einer 8 zu erkennen. Ein 200-mm-Teleskop hingegen kann die Doppelsterne klar trennen, so dass ein deutlicher Zwischenraum zwischen den Sternen entsteht. Linsenfernrohre (Refraktoren) haben hier einen gewissen Vorteil gegenüber dem klassischen Spiegelteleskop (Newton), da bei dem Newton eine Obstruktion des Strahlengangs durch den Fangspiegel auftritt und dadurch das Auflösungsvermögen etwas beeinträchtigt wird.
Fortsetzung folgt. Fragen, Fehler und Anregungen bitte an mich mailen!
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